Neue Sachlichkeit
Historie
- 1918 - 1933
- Weimarer Republik → Erste Demokratie
- Ernennung Hitlers zum Reichskanzler → Untergang von Weimar
- Ablösung durch die Nationalsozialisten
- Goldene 20er: Wohlstand, Großstadtleben ist attraktiv geworden
- Weltwirtschaftskrise, hohe Arbeitslosigkeit, Inflation, Armut
Weltbild
- Mensch als Ware innerhalb einer chaotischen und widersprüchlichen Welt → Bps. Arbeitsmarkt
Merkmale
- Verzicht auf bildhafte Stilmittel
- Ausführliche Darstellung der politischen und sozialen Lage
- Themen: Armut, Hunger und Arbeitslosigkeit
- Darstellung der politischen und sozialen Lage
- Zwei Extreme von Wohlstand und Armut
- Protagonist oft aus der Mittelschicht: erleben Wohlstand, Knappheit und Armut; auf der Suche nach Ordnung zwischen Welten von neu gewonnener Freiheit und bestehende konservative Vorstellungen
- Objektive Sprache
- Gesellschaftskritik
Einflüsse Epxressionismus
- Hintergrund: Erster Weltkrieg, Novemberrevolution 1918
- Neue Sachlichkeit war antwort auf Expressionismus
- auf ausdrucksstarke Emotionalität des Expressionismus folgt nüchterne politische darstellung der Neuen Sachlichkeit
Vertreter
- Erich Kästner
- Bertolt Brecht
- "Gebrauchslyrik" → leichte Verständlichkeit
- Episches Theater
- Kurt Tucholsky
Episches Theater und aristotelisches
Beispiel für episches Theater von Bertolt Brecht: Dreigroschenoper
Klassisches Theater | Episches Theater |
---|---|
geschlossene Form | offene Form ohne feste Vorgabe |
Leser/Zuschauer identifiziert sich mit den Figuren | durch den Verfremdungseffekt (V-Effekt) wird der Leser/Zuschauer von einer Identifizierung abgehalten |
Szenen bauen aufeinander auf | jede Szene steht für sich allein |
der Ablauf des Dramas ist linear | der Ablauf des Dramas springt hin und her, nicht chronologisch |
die Figuren sprechen für sich selbst und nur ihre eigene Rolle | es existiert ein Erzähler, der über alle Figuren Bescheid weiß → auktorialer Erzähler |
politisch motiviert |
Beispiel
Angestellte - Kurt Tucholsky (1926)
Auf jeden Drehsitz im Büro
da warten hundert Leute;
man nimmt, was kommt – nur irgendwo
und heute, heute, heute.
Drin schuften sie
wies liebe Vieh,
sie hörn vom Chef die Schritte.
Und murren sie, so höhnt er sie:
»Wenns Ihnen nicht passt – bitte!«
Mensch, duck dich. Muck dich nicht zu laut!
Sie zahln dich nicht zum Spaße!
Halts Maul – sonst wirst du abgebaut,
dann liegst du auf der Straße.
Acht Stunden nur?
Was ist die Uhr?
Das ist bei uns so Sitte:
Mach bis um zehne Inventur . . .
»Wenns Ihnen nicht passt – bitte!«
Durch eure Schuld.
Ihr habt euch nie
geeint und nie vereinigt.
Durch Jammern wird die Industrie und Börse nicht gereinigt.
Doch tut ihr was,
dann wirds auch was.
Und ists soweit,
dann kommt die Zeit,
wo ihr mit heftigem Tritte
und ungeahnter Schnelligkeit
herauswerft eure Obrigkeit:
»Wenns Ihnen nicht passt –: bitte!«
Analyse
Quelle: Entnommen aus den Materialien der Präsentation über die Literaturepochen
- Sachliche und unkomplizierte Sprache, keine ausschmückenden Stilmittel (z.B.: „Industrie und Börse“), dadurch für alle gesellschaftlichen Schichten verständlich
- Realistische Darstellung der aktuellen politischen und gesellschaftlichen Situation (Thema: Alltag, gesellschaftlicher Missstand, Gesellschaftskritik)
- Weltbild: Mensch als Ware und austauschbar („da warten hundert Leute;/ man nimmt, was kommt – nur irgendwo“)
- Wirtschaftlichen Probleme und Unsicherheiten in der Weimarer Republik, Arbeitslosigkeit („Durch Jammern wird die Industrie und Börse nicht gereinigt.“)
- Keine Thematisierung der Gefühle der handelnden Personen
- Wiederholung von „Wenns Ihnen nicht passt-: bitte!“ betont die Unnachgiebigkeit und kalte Realität der Arbeitswelt, sowie die die Monotonie und Absurdität des Arbeitsplatzes
- Gebrauchslyrik: Arbeitslosigkeit, Alltag, Gesellschaftskritik als Thema, sowie sachlicher und unkomplizierter Schreibstil → zeigt den Gebrauchswert der Lyrik: Aufmerksamkeit auf gesellschaftlichen Missstand